Welche Impulse spüren Sie gerade? Endlich mal ab in den Urlaub? Endlich mal wieder jemanden besuchen, shoppen gehen, Party machen? Wie gestalten Sie Ihre Abende? Restaurantbesuch, Fitnessstudio oder ein netter Grillabend? Alles scheint wieder möglich zu sein. Gut, gewisse Auflagen sorgen dafür, dass sich manches anfühlt, als würde man es gerade neu erfinden. Wie bewege ich mich normgerecht und sicherheitskonform? Da entbehrt auch der Zoobesuch einer gewissen Lockerheit. Online-Tickets im Zeitfenster zu buchen, nicht stornierbar, erinnern mich an Buchungen von Attraktionen in London, als ich für die Fragwürdigkeit von Mal-schnell-Flugreisen noch eine ökologische Leerstelle im Gehirn hatte. Aber trotz geschlossener Tierhäuser und damit dem Verzicht auf einige der Hauptattraktionen war dieser Tag im Zoo einer, der mich abends zufrieden mit meinen Kindern über das Gesehene und Erlebte reflektieren ließ. Und wie cool war es doch, dass Oma und Opa dabei sein konnten. Das Ganze mit einer Radtour verbunden zu haben, rundete die Sache für uns alle ab. Natürlich hatten wir Gondwanaland und co. vermisst, aber es war zu verschmerzen.
Was ich sagen will, wie selbstverständlich sind uns vertraute Angebote, die unser Unterhaltungsbedürfnis befriedigen und unsere Erwartungen in vollem Umfang erfüllen. Aber es macht nicht unzufriedener, wenn der Korb mal nicht randvoll gefüllt ist, wenn wir das eine oder andere entbehren und durch eigene Ideen ersetzen.
Ab morgen werden wir wieder ein kleines Stück vertrauter Normalität spüren, zwei von drei Kindern gehen dann in die Schule, wenngleich in Teilzeit. Aber das kennen Sie sicher. Viel wird sich daher bei uns zu Hause noch nicht ändern. Es bleiben Homeschooling, Mittagessenbereitstellung, Trainingseinheiten und Musikunterricht online. Es bleiben Zweifel und Unsicherheit. Wie ist die ganze Umsetzung aller Vorschriften überhaupt möglich, wie gut werden die Ergebnisse sein? Wie werden sich die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung und mit ihren Freunden und Klassenkameraden fühlen, jetzt wo großflächig reglementiert und kontrolliert wird? Lernen, bewegen und spielen mit Normabständen, nichts könnte der kindlichen Natur fremder sein. Immer wurde beklagt, dass Kinder sich zu wenig bewegen. Jetzt verlangen wir von ihnen, dies angemessen im Erwachsenenmodus zu tun, überlegt und nicht zu schnell, um Kollissionen zu vermeiden. Und bitte auch zu denken wie wir Erwachsenen, vernünftig, vorausschauend, angepasst. Ist so etwas durchzuhalten?
Was ich damit aber auch sagen will, am Ende wird so Schule vielleicht leichter, die Unterrichtsqualität könnte steigen. Aufgrund von Klassenteilung wäre auch Differenzierung besser möglich, wenn man so etwas von Vornherein mitdenkt. Aber ich meine auch leichter führbar. Disziplinschwierigkeiten reduzieren sich, weil das eigene Verhalten einem verbindlichen Verhaltenscodex der Gemeinschaft unterstellt wird. Lehrer und Erzieher haben ein ganz neues Steuerungsinstrumentarium zur Verfügung! Zumindest liegt eine Chance darin, Unterricht zu individualisieren, wenn ein Lehrer nur 8 Kinder betreut, gerade jetzt, wo dem Begriff Individualität schon fast etwas Anrüchiges anhaftet.
Ich werde mich überraschen lassen. Letztlich war doch auch keiner richtig mit dem "alten" Schulsystem zufrieden. Eine Grundannahme habe ich allerdings über Bord geworfen - dass Schule so oberwichtig im Leben unserer Kinder ist, dass Freistellung, zumindest am Gymnasium, eigenlich unmöglich sind. Ich habe mich als Hometeacher sehr gut qualifiziert, meine Kinder bleiben lernwillig und arbeiten manchertags intensiver und schneller als in der Schule. Das sind sehr gute Voraussetzung, falls die (irgendwann einmal ...) Urlaubsreise mal etwas länger dauern sollte!
Nicht mal auf den (Hexen-)Tanz in den Mai mussten wir verzichten! Gut, richtiges Partyfeeling ist etwas anderes, zumal wir um die existentielle Not unserer Tanzlehrer, die zu dieser Milonga bei zoom eingeladen hatten, wissen. Einen Tangoabend aus einem leeren Saal heraus moderieren zu müssen - bei wem würde da keine Wehmut aufkommen? Erinnerungen werden wach an gemeinsame stimmungsvolle Stunden, Unbeschwertheit und Freude an dieser wundervollen uns verbindenden Musik. Tanzen ist Lebensfreude, Entspannung, Gemeinschaft, Herausforderung, Körpererfahrung und ... Liebe. Aber wir waren gestern dabei, zugegebenermaßen gleich in Shirt und kurzer Hose, aber am Ende mit dem festen Vorsatz, wieder regelmäßig am Online-Training teilzunehmen.
Kurioserweise verbringe ich ab und zu abends Zeit mit Reisedokus. Glaubt man das? Vor Corona hat mich so etwas nicht vor dem Bildschirm gehalten. Jetzt fühle ich fast täglich Fernweh, Reiselust und Neugier. Träumen Sie auch so ein bischen? Oder verkneifen Sie sich solche Eskapaden momentan lieber? Nicht doch, gerade jetzt hole ich mir Inspirationen und lasse mich gern etwas abseits vom Mainstream (soweit es das überhaupt noch gibt) beseelen. Gerade fixt mich Wandern in Norwegen total an. Ich fange an, mich diesbezüglich sogar fürs Campen zu begeistern. Ich fürchte, ich werde noch ein anderer Mensch! Mit dem Zelt auf der Trollzunge klingt zumindest schon mal nach mehr Abenteuer als Zelten im Garten, oder? We stay here - ist eben doch nur vernünftig und oft eher kräftezehrend als kraftvoll. Norwegen, ich komme, demnächst, aber ich komme! Lassen Sie sich auch ein wenig verführen, Fernweh kann sehr heilsam sein!
Heute habe ich wirklich die Knallermaske entdeckt: Ich liebe dich auf chillirotem Stoff! Was will man mehr! Fast so beglückend wie Regenbögen in Fensterscheiben mit dem Ausspruch Alles wird gut! Und dann - Fliederduft! Vielleicht wohnen Sie in einer Gegend mit diesen herrlichen Büschen, dann nutzen Sie diese Gabe der Natur. Lassen Sie diese Duftmoleküle in Ihrem Gehirn andocken und sich ein Lächeln ins Gesicht zaubern! Nehmen Sie sich Zeit, einfach nur mit ein bisschen Zeit in petto zu gehen, dahin, wo es duftet und blüht! Sehen Sie den Kastanien zu, wenn sie ihre Kerzen im Abendlicht entzünden! Jeden Tag ein Kurzausflug in die Natur, gehen, atmen, tiefer und bewusster ein- und ausatmen, den Geist zur Ruhe kommen lassen, ohne Medien, ohne Gespräche, nur Sie allein. An stressigen oder langen Tagen, wo Extraausflüge nicht machbar sind, könnte es auch ein Stück Weges zur oder von der Arbeit zurück sein, den Sie zu Fuß nehmen. Regelmäßigkeit hilft Ihnen, ins Spüren zu kommen, zu fühlen, was tatsächlich ist in Ihnen, dann, wenn es still wird. Vielleicht wissen Sie dann ganz tief in Ihrem Inneren: Alles wird gut! Ich wünsche es Ihnen.
Vieles, was Sie derzeit stemmen müssen, erfordert Neuorganisation, Ideenreichtum und Kraft, ohne dabei auf evetuelle Unterstützung durch Großeltern und Freunde zurückgreifen zu können? Sie arbeiten in Ihrem Beruf, beschulen die Kinder und kochen für sie, schmeißen den Haushalt und gehen einkaufen? Kleinigkeit! Aber anstatt abends bei einem Glas Wein mit Freunden entspannen zu können, drucken Sie die Schulaufgaben der Kinder für den nächsten Tag aus und arbeiten zu Ende, was tagsüber aufgrund ständiger Ablenkung noch liegen geblieben ist? Oder Sie sind einfach nur frustriert, weil Ihr Sportkurs nicht stattfindet und das schlechte Gewissen deswegen zusätzlichen Stress macht? Vielleicht sind Sie sogar viel existenzieller bedroht, weil es momentan nicht möglich ist, Ihren Job so weiterzumachen wie vor Corona. Am Ende trägt auch jeder sein eigenes Päckchen, auch wenn wir uns gegenseitig viel Mut zusprechen können und ein vertrautes Gespräch mit einem lieben Menschen uns entlastet und jede Form der Anteilnahme Hoffnung weitergibt. Da bleibt für jeden in den stillen Momenten ein mehr oder weniger dunkler Schatten, in denen der Verlust der liebgewonnenen Gewohnheiten, die Sehnsucht nach dem Einen oder der Gemeinschaft, das Bewusswerden von Einschränkungen und Entbehrungen unseren Blick verhüllt und sich wie ein schwerer Mantel auf unsere Schultern legt. Sie können sich ablenken, sie können ihn abschütteln durch Optimismus und Kreativität. Sie können sich glücklich schätzen, wenn Ihre innere Überzeugung, das richtige zu tun, konform geht mit den Möglichkeiten Ihrer situativen Anpassung. Aber Sie dürfen sich auch eingestehen, dass Verzicht schwer fällt, dass er traurig stimmt, dass Sie sich manchmal hilflos fühlen oder sogar bedroht. Ich verstehe langsam jede Form von Frust, es sind Herausforderungen, die uns zwar flexibel werden lassen, aber auch zermürben und nerven können. Aber vielleicht gelingt es Ihnen auch, in so einem Moment das Potential ganz persönlicher Freiheit zu empfinden. Dafür frei zu sein, bestimmte Dinge auch mal ganz anders machen zu können, Alltagssachen eben. Das, was bisher ganz selbstverständlich von Ihnen erledigt wurde, darf dann nocnmal in den Verteiler zurück. Vielleicht wollen Sie es anders oder von einem Anderen gemacht sehen. Was meinen Sie? Oder könnte man es schlicht - sagen wir mal - weglassen?
Ich gebe zu, ich habe mich noch nicht richtig an die Maskenpflicht gewöhnt. Vor allem aber scheint sie meine Wahrnehmung beim Einkaufen zu verändern. Oberflächlich betrachtet scheint es dasselbe Bild zu sein. Aber was passiert bei Menschen wie mir, wenn sie zu Maskenwesen mutieren? Ich erlebe mich viel beuteorientierter. Mein Blick wandert beim Bäcker gezielt entlang der Vitrine, anstatt kurz smalltalk mit der ebenfall vermummten Verkäuferin zu halten. Ich bin dran, bestelle, warte, schwitze unter der Stoffmaske, halte meine Karte vor das Zahlgerät, nehme meine Tüten, danke, schönen Tag, tschüss. Vor der Tür Maske runter, atmen. Ich fahre weiter zum Gartenmarkt. Die Online-Katzenfutter-Bestellung lässt auf sich warten. Die Kater kapieren das nicht und bestehen trotzig auf genau ihre Sorte. Ich stelle das Rad ab und freue mich - keine Warteschlange. Maske hoch. Klebestreifen markieren die Abstände bis zu den Einkaufwagen. Den brauche ich nicht, aber ich muss - wie mir der Einlasskontrolleur durch die Maske nuschelnd zu verstehen gibt. Ich spüre leichte Gereiztheit. Ein zweiter Ordnungshüter eilt mit dem Deinfektionsspray heran. Ich darf verzichten und verschwinde im Eingang. Katzengras - meine Hand berührt die weichen Halme - stelle ich noch mit in meinen Wagen. Es ist erstaunlich leer in den Gängen, angenehm leer. Ich höre leise Musik. Ich bin am Katzenfutterregal angekommen. 5 Meter Trockenfutterangebot auf 4 Etagen. Ich rolle Richtung Kasse. Hier treffe ich auf die ersten Menschen, die ich wieder bewusst wahrnehme, zumindest ihre Rückseiten. Ein Paar direkt vor mir. Sie scheinen zu reden, ob sie es freundlich tun, sich anlächeln oder genervt und schlecht gelaunt sind, alles möglich, doch nur gedämpft dringt es über die 2 Meter Abstand zu mir durch. Ich selbst fühle mich auch abgeschottet hinter meiner Maske, mein Blick sucht nach einem Gesicht. Der Mann vor mir dreht sich um, wir schauen aneinander vorbei. Mein Lächeln klebt zwischen Stoff und meinen Wangen und kann nicht raus. Ich spüre Wehmut, Sehnsucht... Was geht Ihnen so durch den Kopf, wenn Sie in Geschäften unterwegs sind? Vermissen Sie auch etwas? Oder macht die Maskerade Ihren Shopping-Eindruck einfach nur bunter?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - aber mir schlagen die soo vernünftigen Verordnungen im Kampf gegen Corona manchmal ziemlich auf den Magen. Ich vermisse Ungezwungeheit und Spontaneität in meinem Leben! Erst in diesen Wochen wird mir bewusst, wie angenehm und leicht das "Davor" in Bezug auf In-Kontakt-Sein war. Dabei gehören wir zu den Eltern, deren Kinder Home-Schooling cool finden. Selbst Musikunterricht und Trainingseinheiten finden vor dem Rechner weiter statt. Ich habe eine ungeheure Achtung von all jenen Menschen, die hier neue Wege suchen und mit Mut und Freude die digitalen Möglichkeiten ausloten. Und dennoch spüre ich ehrlicherweise eine gewisse Online-Müdigkeit. Oder wie geht es Ihnen? Online-Unterricht, Online-Musizieren, Online-Tanzen, Skypen mit Familie und Freunden, Online-Beratungen... Umso intensiver kommen mir dann manchmal jene Momente vor, die ich im Licht des Frühlings bewusster wahrnehme, wo ich ganz im Kontakt mit mir bin, mir Zeit nehme und entdecke, was ich so noch niemals gesehen habe. Genießen und atmen, den Blick auf so nah Schönes richten und Kraft schöpfen für die nächste Online-Challenge!